Freitag, 20. Februar 2009

Exkurs in die Arachnologie...

Der geneigte aber arachnophobe Leser sollte sich wahrscheinlich besser setzen und eine Familienpackung Baldrian einschmeissen, bevor er die Galerie zum heutigen Beitrag frequentiert. Was gibt’s da schönes zu sehen? Ein paar Impressionen der letzten Fütterung unseres Poecelotherien Schwarms… :O An dieser Stelle möge man mir die Antwort auf einige mir h.g.F. (früher sagte man F.A.Qs) erlauben.

F: Sind denn Vogelspinnen nicht giftig?
A: Vogelspinnen besitzen wie alle echten Spinnen (das betrifft also auch putzige Springspinnen, Hausspinnen…) Beißerchen mit Giftdrüsen. Es gibt über 800 bekannte Vogelspinnearten über alle Kontinente verteilt… d.h. „das Vogelspinnengift“ gibt es nicht. Die Wirkung des Bisses der meissten Arten wird mit der eines Bienenstiches verglichen. Einzelne Arten haben ein stärkeres Gift, mit deutlich unangenehmeren Symptomen (starke Schmerzen/lokale Lähmungserscheinungen/Übelkeit…), einen tödlichen Verlauf gab es noch nie (Mythen diesbezüglich entstanden wohl durch Bisse von anderen Spinnen, die auf den ersten Blick einer Vogelspinne ähnlich sehen mögen wie z.B. Loxosceles sp. (Einsiedlerspinnen), Atrax sp. (Trichternetzspinnen), Sicarius sp., Phoneutria sp. (Kammspinnen auch bekannt als „Bananenspinnen“) s.a. toxologische Abteilung des Klinikums Rechts der Isar.

F: Vogelspinne = Tarantel?
A: Nein, auch hier handelt es sich um eine Geschichte voller Missverständnisse ;) Tja, wo fängt man da am dümmsten an: Was ist denn eine Tarantel? Tarantel ist ein umgangssprachlicher Begriff für verschiedene Arten innerhalb verschiedener Gattungen innerhalb der Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) s.a. Wolfsspinnen, Taranteln
Auf gut Deutsch: Der Begriff ist schwammig und zur Artenbestimmung Murks (wie so viele deutsche Tierbezeichnungen -> wer wirklich was identifizieren will, kommt nicht um die lateinischen Bezeichnungen rum). Quadratmurks wurde das ganze dann, als die Europäer sich quer über die Welt verteilten und mal alles was irgendwie spinnenartig aussah und etwas größer ausviel mal präventiv als Tarantel bezeichneten, was dazu führte, dass der heute offizielle ugs. Begriff für Vogelspinne im Englischen „tarantula“ ist… „bird eating spider“ dagegen liest und hört man eher selten. Dank Hollywood und Übersetzern, die sich so gar nicht für Taxonomie interessieren, haben dann für den Reimport des Begriffs „Tarantel“ gesorgt. Wenn im Englischen jemand übrigens eine „Tarantel“ -.- „korrekt“ bezeichnen will, sagt er „true tarantula“ oder „wolf spider“ xD jetzt endgültig alle Klarheiten beseitigt?

F: Wie von der Tarantel gestochen… kommt woher?
A: Noch so’n Murks ;( Also stechen können Wolfsspinnen schon mal gar nicht, weil… ja wie soll ich das jetzt erklären? Äh... es sind halt echte Spinnen, ne? Und die haben nun mal keinen Stachel, sondern lediglich Beißerchen aka Chelizeren. Weiterhin ist der Biss, aller Arten die als „Tarantel“ bezeichnet werden, ziemlich harmlos und extrem selten. Man vermutet, dass hier fälschlicherweise Bisse kleiner unauffälliger Latrodectus sp. (… auch gern als schwarze Witwe bezeichnet, aber surprise surprise… auch diese deutsche Bezeichnung, beinhaltet jede Menge mehr oder weniger giftige Unterarten), den doch eher auffälligen aber harmlosen Wolfsspinnen zugeordnet wurden.

So, falls es irgendwer zu Ende gelesen hat: Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit :O Wenn irgendwer Informationen dazu gewonnen hat freut’s mich, ansonsten konnt ich’s mir wenigstens mal von der Seele schreiben, für weitere Fragen stehe ich jederzeite gerne zur verügung ;)
Schönes WE mitanand :)

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